Trinkwassersituation in Deutschland

Die Trinkwasserknappheit hat regional unterschiedliche Ursachen: Die Menge des zur Verfügung stehenden Süßwassers oder dessen Qualität  kann nicht ausreichend sein, um den Bedarf zu decken.
Ein Blick auf die Wasserbilanz Deutschlands zeigt jedoch, daß in Deutschland keine generelle Trinkwasserknappheit vorliegt - der Wasserbedarf ist geringer, als das Wasserdargebot - allerdings gibt es auch in Deutschland einzelne Wassermangelgebiete. Es sind dies vor allem Ballungsgebiete, wie z.B. das Ruhrgebiet und das Rhein-Main-Gebiet. In diesen Gebieten sorgen Fernversorgungsleitungen für ein ausreichendes Angebot an Wasser.

Die Qualität des Rohwassers spielt vor allem in der Siedlungswasserwirtschaft eine große Rolle. Hier gibt es eine Reihe von Gesetzen, die die Beschaffenheit des Trinkwassers regeln.
Der Wasserbedarf der Siedlungswasserwirtschaft wird von der öffentlichen Wasserversorgung aus folgenden Quellen gedeckt:
 

Wassergewinnung der öffentlichen Wasserversorgung (1994)

Quellwasser
7,8%
Grundwasser
63,6%
Oberflächenwasser
Uferfiltrat
5,2%
28,6%
angereichertes Grundwasser
10,2%
Flußwasser
1,1%
Seewasser
3,1%
Talsperrenwasser
9,0%
Quelle: Eigene Berechnungen anhand BGW-Wasserstatistik
Die beiden großen Positionen zur Trinkwassergewinnung sind in Deutschland allerdings nicht von solcher Qualität, die eine Verwendung als Trinkwasser ohne technische Aufbereitung zuläßt. Ca. 80% des gewonnenen Rohwassers muß technisch aufbereitet werden, bevor es als Trinkwasser verwendet werden kann. Dies hat seine Ursachen in der Belastung der Fließgewässer, durch Wasserbau (nur ca 10% der Flüße gelten in Deutschland als naturnah), Schadstoffeinleitung und Abwärme. Die Belastung des Grundwassers, durch Landbehandlung, ungewollten und gewollten Schadstoffeintrag, ist eine weitere Ursache.

Mit diesen Risiken werden die Forderungen nach einer nachhaltigen Nutzung von Wasser bei den Akteuren zunehmend lauter. Nicht nur in Ländern mit akutem Wassermangel sind Wissenschaftler und Politiker bemüht Lösungen zu finden, auch in Ländern mit ausreichendem Wasserdargebot ist bei den Akteuren ein Umdenken in Gang geraten. So ist es in Deutschland keineswegs klar, wie sich einerseits die Quantität, andererseits die Qualität der Wasserressourcen in Zukunft entwickeln wird.

Diese Unsicherheit macht die zukünftige Planung der Siedlungswasserwirtschaft so schwierig. Bisher wurde die Wasserversorgung für einen Zeitraum von ca. 50 Jahren geplant: Hierfür wurde die Bevölkerungsentwicklung und damit der zukünftige Wasserbedarf prognostiziert. Entsprechend dieser Mengen, konnten Ingenieure die Kapazitäten neuer Wasserwerke planen. Heute ergeben sich bei Planungen neuer Wasserwerke, aber auch schon bei der Planung von Sanierungsmaßnahmen, folgende Schwierigkeiten:

1. Da niemand die Zukunft genau genug kennt, läßt sich kein langfristiger Investitionsplan entwerfen, der eine nachhaltige Wassernutzung garantiert. Auch zukünftige, zum nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser dienende Innovationen können nicht prognostiziert, sondern nur entdeckt werden. Eine sinnvolle Möglichkeit, trotz einer unsicheren noch zu entdeckenden Zukunft, eine Strategie zu entwerfen, besteht darin, heute so zu handeln, daß man für die Zukunft keine wichtigen Optionen verspielt (Eccles 1992). Eine solche robuste Strategie muß abschätzen, welche Engpässe auftreten können und was der „worst case“ sein könnte.
Jeder weitere Ausbau von Kapazitäten bindet Kapital für einen langen Zeitraum. Diese langfristige Bindung des Kapitals verursacht einen sog. „lock-in-Effekt“, der die Systeme der Wasserver- und -entsorgung langfristig inflexibler werden läßt. Die Einführung wasserschonender Innovationen in Zukunft werden unwahrscheinlicher, da die Umstellung auf eine neue Technik im Zeitverlauf immer kostenintensiver wird, weil die Durchschnittskosten der alten Technik im Zeitverlauf (wegen der hohen Fixkosten) stärker sinken, als die Durchschnittskosten der neuen Technik, bei deren Einführung. Dies macht verständlich, warum alte Techniken einfach deshalb beibehalten werden, weil sie schon so lange in Gebrauch sind. Darum ist es für den Erhalt der Flexibilität so wichtig, diesen „lock-in-Effekt“ zu vermeiden und durch intelligentere Nutzung der gegebenen Kapazitäten Innovationen auf mittlere Sicht überhaupt zu ermöglichen. Dieses Argument behält seine volle Gültigkeit auch dann, wenn gezeigt werden könnte, daß es in einer bestimmten Region keine „absolute“ Wasserknappheit gibt und daher „Wassersparen“ nicht nötig ist. Denn gerade flexible Techniken sind besser in der Lage, Optionen für die Zukunft zu erhalten als inflexible und vermeintlich billigere Techniken.
2. Das Nachfragerverhalten der Bevölkerung entwickelt sich nicht mehr so, wie in den vergangenen Jahrzehnten. Der Trend zum immer weiter ansteigenden Pro-Kopf-Verbrauch scheint gebremst. So ist in den letzten Jahren sogar ein rückläufiger Pro-Kopf-Verbrauch zu verzeichnen.

Es ist also reichlich unklar, wie eine nachhaltige Siedlungswasserwirtschaft zukünftig geplant werden kann, denn wir wissen nicht, wer was wann macht.
Es erscheint daher notwendig, den  Markt mit seinen  Akteuren und deren  Möglichkeiten besser zu verstehen.
Eine Möglichkeit hierfür bietet ein Integrated Assessment Modell.